Freitag, 8. Juli 2016

Im Tal der Tränen

Nur sehr widerwillig machte sich Alisdair MacDonald von Glencoe auf um in Inveraray seine Treue zum englischen König zu leisten. Das war schon eine Anfechtung für den stolzen Highland-Chief. Zu allem Übel lag Inveraray im Land der Campbells, den Todfeinden der MacDonalds. Um seinen Clan vor Unheil zu bewahren überwand Alisdair schließlich seinen Stolz und zog im tiefsten Winter Schottlands los. Das Tal lag tief verschneit und Alisdair kam nur langsam voran. Zu langsam, wie sich herausstellen sollte.

Kurz darauf gelangte ein Regiment unter Führung von Robert Campbell von Glenlyon in Glencoe an und schlug sein Lager auf. Obwohl die Campbells und die MacDonalds Erzfeinde waren, galten allen Clans die Tugenden der Gastfreundlichkeit als heilig. Und so wurde für die Gäste aufgetischt und der Whisky großzügig ausgeschenkt. Die Stimmung war ausgelassen und die Gelage unschuldig. Niemand konnte ahnen, dass die alten Traditionen bald auf so verwerfliche Weise gebrochen werden würden.

Im Morgengrauen des 13. Februar 1692 überfielen die Gäste die MacDonalds. Sie hatten Befehl jeden unter 70 zu töten. Und so starben an diesem Tag über 40 Menschen, ihr Vieh und Gut wurde zerstört. Wer fliehen konnte, starb kurz darauf in der bitteren Kälte in einer der Klüfte des Glens. Der englische König hatte an den MacDonalds sein Exempel statuiert.

Noch heute wird Glen Coe (Tal des Hundes) als Tal der Tränen bezeichnet. Das Massaker und die damit verbundene Missachtung schottischer Tugenden ist bis heute nicht vergessen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen